Es gibt diese rar gesäten Momente im Ballettunterricht, bei denen mir die Ballettmäuschen respektvolles Staunen entgegenbringen. Bei der Unterrichtsvorbereitung freue ich mich immer ganz besonders, etwas Neues beginnen zu können, denn ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, die Mädels am Spiegel Platz nehmen zu lassen, die Musik einzuschalten und dann das Neuzulernende vorzutanzen. Natürlich lege ich mich dann heftig ins Zeug und achte peinlich genau darauf, jede Bewegung absolut korrekt auszuführen. Das Ganze würze ich dann mit dem erlernten tänzerischen Schauspiel und genieße, die seltene, aber jedes Mal einsetzende ehrfürchtige Stille, wenn die Musik endet und ich in der Abschlusspose stehe.
Dieser Eifer, mich kopieren zu wollen, hält, wenn ich Glück habe, noch die gesamte Stunde an und motiviert die Mädchen dazu, ihr aller Bestes zu geben. Selbst die etwas Faulen unter den Ballettmäuschen strecken plötzlich ihre Füße, bis das gesamte Bein vor Anstrengung zittert. Die sich sonst ständig wiederholenden Verbesserungen muss ich auffallend wenig in dieser Stunde anbringen und einige der Mädels schaffen es sogar, ihren Gesichtsausdruck trotz hoher Konzentration einigermaßen lieblich zu halten. Oftmals sehe ich anmutige Bewegungen und einen derart verbissen konzentrierten Gesichtsausdruck, dass ich entweder schmunzeln oder mich doch leicht fürchten muss.
Es ist schön zu sehen, dass nach Wochen hartem Training alle Tänzerinnen es stets schaffen, die zuvor so erstaunlich schwere Bewegung vollkommen routiniert und geschmeidig auszuführen und dabei sogar höflich zu lächeln. Genau das ist die Kunst des Balletttanzes: Obgleich man sich abmüht und konzentriert, sieht man nach außen hin einfach nur fließend und bezaubernd aus.
Sogar in den jüngsten Ballettstufen kann ich dieses Phänomen der „ehrfürchtigen Stille“ schon beobachten und freue mich immer ungemein, wenn es die Kleinen schaffen, diesen für sie riesigen, schwierigen Schritt, letztendlich super süß tanzen zu können.
Damit diese schwierigen Aufgaben auch stets honoriert werden, gehe ich gerne nach der Stunde mit hinaus und lobe die kleinen Tänzerinnen im Beisein von Mama und Papa. Wenn ich dann noch erkläre, wie schwierig die Bewegung auszuführen ist und wie toll diese trotz des jungen Alters schon getanzt wird, strahlen nicht nur die Augen meiner Schüler. Und das Tollste an der Sache: Ich muss nicht mal übertreiben.
Ich bin sehr froh, einen so schönen Beruf ausüben zu können…

Bildquellenangabe: Rike / pixelio.de

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Sabrina

... wurde Anfang der 80iger Jahre in der schönen Pfalz geboren, wo sie auch heute noch mit ihrem Liebsten und ihren beiden Jungs (*2009 & *2014) wohnt.
Sie hat ihr Hobby Ballett zum Beruf gemacht und lebt als Tanzpädagogin ihre Leidenschaft.
Mit Leib und Seele ist Sabrina Bloggerin und nimmt ihre Leser gerne ein Stück mit auf ihrer Reise als Mutter, engagierte Freiberuflerin und ambitionierte Frau.

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