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Manchmal frage ich mich, wie andere Leute meinen Sohn sehen.

 

Sehen sie in ihm das liebenswürdige, süße Kleinkind, dessen Wissensdurst und Eifer einfach nur unglaublich putzig sind, oder sehen sie das kleine, zornige Wesen, das er auch manchmal sein kann, wenn er etwas nicht versteht oder ihm etwas nicht passt.

Als Mutter wünsche ich mir natürlich, dass jeder meinen kleinen Babykeks genau so toll findet wie ich selbst, aber ich kenne meine Gedanken und durch meinen Beruf komme ich mit sehr vielen Kindern in Kontakt und ich muss gestehen, dass es bei den Kleinen nicht anders ist, als bei den Großen. Einige mag man vom ersten Augenblick, andere lernt man mit der Zeit zu schätzen und dann gibt es noch diese kleine Gruppe von Personen, mit denen man einfach nicht „warm“ wird.

Ich bin Profi genug, um keinerlei Unterschiede zwischen den Kindern zu machen, die ich besonders mag in meinem Unterricht, und diesen, zu denen ich nicht sofort einen Draht habe. Aber in all meinen Berufsjahren habe ich die Erfahrung gemacht, dass schon die kleinsten der Kleinen absolut und viel besser spüren, ob man sie aufrichtig mag, oder einfach nur nett zu ihnen ist. Kinder haben scheinbar ein wesentlich besseres Gespür für „vorgespielte Emotionen“ als so mancher Erwachsener.

Manchmal fällt es mir schwer einem Kind völlig vorurteilsfrei zu begegnen. Die Erfahrung hat mich einfach gelehrt bei manchen äußeren Anzeichen und Verhaltensweisen eines Kindes, dieses schnell in eine Schublade zu stecken. Und genau an diesem Punkt rufe ich mir mein Studium in Erinnerung. Ich versuche die Dinge professionell zu sehen und dem Negativen entgegen zu wirken, und das Positive zu festigen. In dieser einen Stunde, die ich meine Schüler pro Woche sehe bin ich leider oftmals nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Manchmal ist es erschreckend, was schon Kindergartenkinder für eine Einstellung zum Leben haben. Eine Vierjährige, die eine Ballettübung nicht wiederholen wollte, weil sie sie zu schwer fand oder schlicht keine Lust hatte, baute sich vor mir auf und meinte: „Meine Mutter bezahlt dich, also musst du mir schon was Besseres bieten.“  Ich tue wirklich alles, um solcher Respektlosigkeit, die leider in letzter Zeit auf üble Weise zugenommen hat, entgegen zu wirken, doch der Grundstein muss von den Eltern gelegt werden und wenn ich diesen dann bei einem Gespräch begegne wird mir oftmals klar, dass ich nicht viel ausrichten werden kann, denn viele Eltern unterstützen das Verhalten ihrer Kleinen oftmals noch.

Dann gibt es da auch noch die Sorte Eltern zu denen auch ich gehören möchte und ich hoffe sehr, dass ich das auch tatsächlich tue. Eltern, die sich nach ihren Kindern erkundigen, die sich freuen, wenn ihre Kleinen Spaß am Lernen haben, sich respektvoll Verhalten und schwierige Aufgaben meistern, auch wenn sie nicht zu den lustigen Dingen des Tanzen Lernens gehören.  Eltern, die es zu schätzen wissen, wenn ich ihnen Tipps für die Entwicklung ihrer Kinder geben und einen Ratschlag annehmen, wenn ich ihnen nahe lege ihr Kind z.B. bei einem Orthopäden vorzustellen. Jede Mutter und jeder Vater weiß am besten was gut für das eigene Kind ist, doch manchmal sollte man auch auf den Rat von jemanden hören, der als „Außenstehender“ einen anderen Blickwinkel hat und somit vielleicht Dinge sieht, die man fördern oder noch auf den richtigen Weg lenken kann.

Ich hoffe, dass andere Leute Babykeks als angenehmes und liebenswertes Kind ansehen und, dass ich als Mutter meine rosarote Brille hin und wieder werde abnehmen können, um ihn zu einem guten, starken und respektvollen Mann erziehen zu können.

                           

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Sabrina

... wurde Anfang der 80iger Jahre in der schönen Pfalz geboren, wo sie auch heute noch mit ihrem Liebsten und ihren beiden Jungs (*2009 & *2014) wohnt.
Sie hat ihr Hobby Ballett zum Beruf gemacht und lebt als Tanzpädagogin ihre Leidenschaft.
Mit Leib und Seele ist Sabrina Bloggerin und nimmt ihre Leser gerne ein Stück mit auf ihrer Reise als Mutter, engagierte Freiberuflerin und ambitionierte Frau.

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