In jeder Lebenslage gibt es sogenannte Meilensteine und einen eben solchen hat gerade eine meiner Tanzgruppen hinter sich gebracht. Mein Tanzkurs (musikalisch- tänzerische Frühförderung) für Kinder ab 18 Monaten mit Elternteil fand sein Ende, weil die süßen Kleinen nun putzige (fast) Dreijährige geworden sind.
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Ab drei Jahren ist auch im Tanzen die Zeit gekommen, Mama vor der Tür zu lassen und “alleine” zu tanzen. Nicht alle meine kleinen Tänzer haben schon Kindergarten-Erfahrung und so war es für einige das erste Mal, ganz alleine ohne Mama oder Papa zu sein.
Wie das Leben nun mal so spielt, gab es eine Überraschung. Die Kleinen waren völlig begeistert und tanzten euphorisch mit, während das älteste (bereits Kindergarten-) Kind sich zierte und Mamas Hand nicht loslassen wollte.
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Ich zwinge niemals zu irgendetwas im Unterricht, schließlich soll das Tanzen Freude machen und nicht unter Druck »zum Muss« werden, weil Mama Tutus so toll findet. Also lasse ich während dieser Übergangsphase Eltern von “schwer trennbaren” Kindern immer noch im Raum bleiben. Diese Methode hat sich für mich seit Jahren bewährt und erleichtert die Trennung ungemein.
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Letzte Woche hatten wir das zweite Mal “Tanzen ohne Elternteil”. In der ersten Woche stand die Tür auf und das Treppenschutzgitter war geöffnet, sodass die Kleinen bei akutem Anfall von Vermissen zu ihren Müttern konnten, die brav vor der Tür warteten.
Wie nicht anders zu erwarten war, die Stunde aus Lehrersicht ein Desaster. Ich unterrichtete nur Dinge, von denen ich wusste, dass die Kinder sie mochten und sich wohl damit fühlten. Dennoch waren die Kleinen stets abgelenkt.
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Viele Eltern schießen ohne böse Absicht dann meistens quer. Sie bleiben im Raum und unterhalten sich privat und sehr laut, sodass die Kinder stets daran erinnert werden, dass es ja noch die Mama gibt und diese sich gar nicht mit ihnen beschäftigt.
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In der zweiten Stunde war ich schlauer und wies gleich zu Beginn alle Eltern an, draußen zu bleiben und nur im absoluten Notfall den Saal zu betreten. Es klappte richtig gut. Ich schloss das Schutzgitter, ließ jedoch die Tür geöffnet und siehe da, es klappte viel viel besser.
Der Unterricht lief wie am Schnürchen und es gab kaum Fragen nach Mama und erstaunlicherweise auch keine “Ich muss Pipi”-Anfragen.
Auf diese Weise waren die Eltern beruhigt, denn sie hörten alles, was ich mit den Kleinen im Raum machte und die Kleinen waren beruhigt, weil sie wussten, dass Mama draußen saß und hin und wieder spitzelte. Das spornte die Kinder ungemein an, nicht zu wissen, ob Mama vielleicht gerade guckte, sodass es eine richtig gute Stunde wurde.
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Als Tanzpädagoge entwickelt man ein Gespür dafür, wann und was man den Kindern beibringen kann. Da sie noch so klein sind, muss ich stets ein Ausweich-Programm parat haben, denn von Zwingen halte ich nichts. Meiner Meinung nach lernen die Kleinen viel schneller und nachhaltiger, wenn sie Freude beim Lernprozess hatten.
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Es ist immer schön für mich, wenn ich die Gewissheit erlange, dass Kinder und Eltern mir so sehr vertrauen, dass sie sich voneinander trennen lassen. Denn auch für die Eltern ist es manchmal sehr schwer, den kleinen Schützling bei einer “fremden Person” zu lassen. Manchmal habe ich sogar den Verdacht, dass es den Großen schwerer fällt als den kleinen Tänzern.
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Ich freue mich schon darauf, die Kinder zu erleben, ohne dass sie unter Mamas-Blick agieren. Es ist erstaunlich, wie anders ein Kind sein kann, wenn kein Elternteil da ist, dem es gefallen möchte. Die meisten Kinder genießen die Zeit und probieren sich auf meist ganz positive Weise selbst aus. Diesen besonderen Blick haben wir Pädagogen und es ist schön, den Eltern später etwas über ihr Kind berichten zu können, das sie stolz macht und ihnen die Gewissheit gibt, in ihrer Art der Erziehung alles gut gemacht zu haben.
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Hoffentlich werde ich von Babykeks auch einmal etwas ganz Tolles erfahren, das durch mein Einwirken auf ihn und mein Vorleben positiv “abgefärbt” hat.
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Eines der schönsten Dinge an meinem Beruf ist es, schönes Verhalten der Kinder an die Eltern “verraten” zu dürfen…
                              

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Sabrina

... wurde Anfang der 80iger Jahre in der schönen Pfalz geboren, wo sie auch heute noch mit ihrem Liebsten und ihren beiden Jungs (*2009 & *2014) wohnt.
Sie hat ihr Hobby Ballett zum Beruf gemacht und lebt als Tanzpädagogin ihre Leidenschaft.
Mit Leib und Seele ist Sabrina Bloggerin und nimmt ihre Leser gerne ein Stück mit auf ihrer Reise als Mutter, engagierte Freiberuflerin und ambitionierte Frau.

4 KommentareHinterlasse einen Kommentar

  • Hi Sabrina,

    ja, ich war auch ganz erstaunt wie gut die “Trennung” geklappt hat. Hatte mir das viel schlimmer vorgestellt. Ich denke Isabelle mag dich sehr (ich natürlich auch) und das spielt dabei eine große Rolle. Vertrauen muss man sich eben erst mal verdienen und kann es nicht einfach erwarten!

    • Hallo Elke,
      da hast du absolut Recht! Ohne Vertrauen ist Unterricht überhaupt nicht möglich… Ich werde diese spezielle Klasse jedoch wirklich sehr vermissen…
      Herzliche Grüße
      Sabrina

    • Wenn du es wirklich möchtest, dann hör dich um oder durchforste das Internet… es gibt doch bestimmt einen Kurs, der dir zusagt… Ich kann es dir gar nicht genug ans Herz legen… Tanzen ist (um es mal schwülstig zu beschreiben) einfach nur befreiend und erfüllend…
      Viel Erfolg bei der Suche 😉

      Lieben Gruß
      Sabrina

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