Als wir im Kreißsaal eintrafen, waren meine Wehen-Abstände schon bei heftigen 2,5 Minuten. Die Hebamme, die uns in Empfang nahm, war mir sofort sympathisch, und der Umstand, dass wir offensichtlich die Einzigen in der Nacht im Kreißsaal waren und ich mir den Saal mit der Gebärwanne aussuchen durfte, ließ mich kurzzeitig meine Ängste vergessen.

Und Angst hatte ich plötzlich sehr, denn ich bemerkte, wie die Krankheit und die immer heftiger werdenden Schmerzen mich schon jetzt ein Gefühl der Erschöpfung spüren ließen.

 

Nachdem sich alle vorgestellt hatten und auch die Oberärztin kurz vorbei geschaut hatte, wurde ich an das CTG angeschlossen, und die erste Untersuchung wurde durchgeführt, die aufzeigte, dass die Wehen schon ordentlich Arbeit geleistet hatte und es sehr gut voran ging.

CTG, Fieberthermometer und Blutdruckmessgerät zum Auftakt der Geburt...

CTG, Fieberthermometer und Blutdruckmessgerät zum Auftakt der Geburt…

 

Es ist schon unglaublich, wie sehr ich die tatsächliche Intensität des Wehenschmerzes scheinbar verdrängt hatte, nach Babykeks‘ Geburt, und ich schüttelte über mich selbst den Kopf, als die Erinnerungen plötzlich glasklar und aufgefrischt wieder in mein Bewusstsein strömten und meine Furcht, dies alles körperlich nicht durchzustehen, noch verstärkten.

 

Irgendwann wurde mir jedoch bewusst, dass ich plötzlich durch die Nase atmen konnte, dass dieses kranke, taube Gefühl, der dröhnende Kopfschmerz etc., der mein Körper während der letzten Krankheitstage hatte, nicht mehr spürbar war.

 

Die Geburtshormone hatten meine Krankheit einfach weggefegt und ich wurde innerlich etwas ruhiger.

 

Allerdings verstärkten sich die Wehen derart, dass ich kaum mehr Verschnaufpausen dazwischen hatte und das klare Denken (wie schon beim ersten Mal) nicht mehr funktionierte. Dafür funktionierte mein Körper jedoch perfekt.

 

Plötzlich fand ich mich auf dem Gebärbett abgestützt und spürte, wie der Drang zu pressen immer mächtiger wurde. Ich war überrascht, als ich auf die Uhr blickte und erleichtert zugleich. Es ging unglaublich schnell voran, auch wenn diese Geschwindigkeit einen äußerst schmerzhaften Tribut von mir abverlangte. Die Anstrengung ließ meine Beine zittern und plötzlich fütterte mich der Liebste mit Traubenzucker, der tatsächlich ein kleines Wunder vollbrachte und mir spürbar Kraft gab.

Meinen Blasensprung hatte ich mit der zweiten Presswehe, und ganz anders als bei Babykeks‘ Geburt erlebte ich ganz deutlich, wie sich mein Babykrümel Millimeter für Millimeter nach draußen schob. Und dank den ruhigen und professionellen Anweisungen von Hebamme und Ärztin konnte ich genau im richtigen Moment mithelfen.

 

Je näher ich dem Gebären kam, desto klarer wurden meine Gedanken. Gnädigerweise hatte ich plötzlich auch ein paar Sekunden Wehen-Pausen, die ich voll ausnutzen konnte. Es war sooo schmerzhaft und gleichzeitig so überwältigend, weil ich dieses Mal auch all das Gute und Tolle während der Geburt „spürte“.

 

Ich konnte Krümelbabys Kopf streicheln noch bevor er geboren war und tröstete ihn (und somit auch mich) damit, dass ich ihn gleich im Arm halten würde. Dann endlich war er da und ich sah ihn und berührte seinen winzigen Körper, während die Hebamme einige Tropfen Blut aus der Nabelschnur entnahm und mir somit die Zeit schenkte, das Gefühl genießen zu können, ganz alleine mit meinem Baby zu sein.

 

Doch lange durfte ich dieses Gefühl nicht auskosten. Da es nach der Geburt von Babykeks zu ernsthaften Komplikationen meinerseits gekommen war, half man mir auf das Gebärbett, wo ich sofort diverse Medikamente gespritzt bekam und die Ärztin ihre Untersuchungen begann.

 

Die Hebamme war die Ruhe selbst, legte mir Babykrümel auf die Brust und half dem Liebsten beim Durchtrennen der Nabelschnur.

 

Mein zweiter Sohn war geboren und sah mich aus hellen Augen neugierig an, genoss es sichtlich, wie ich ihn streichelte und begann dann sogleich nach seiner zukünftigen Nahrungsquelle zu suchen.

 

Alles war plötzlich so voller Erleichterung. Baby 2.0 wurde nach einer knappen Stunde Kuscheln schließlich untersucht und für kerngesund befunden. Sein erster Schrei war  dann auch voller Entrüstung einzig aus dem Grund, weil er von mir fort getragen wurde.

 

Nachdem wir im Anschluss daran noch eineinhalb Stunden zur Beobachtung  im Kreißsaal verbringen musste, wurden wir endlich zu unserem Familienzimmer gefahren und waren das erste Mal alleine mit unserem zweiten so sehr gewünschten Kind.

 

Wo Babykeks sechs Stunden brauchte, toppte Babykrümelchen auf vier herab. Diese kürzere Zeit hatte sich zwar deutlich im Wehen-Schmerz widergespiegelt, doch in Anbetracht meines angeschlagenen Gesundheitszustandes war ich mehr als froh darüber.

 

Obgleich ich gerne im Wasser geboren hätte, war ich nicht enttäuscht, denn in dieser rasenden Geschwindigkeit wäre dafür schlichtweg keine Zeit mehr gewesen. Die Tatsache, dass ich zwar ernsthaft mit dem Gedanken gespielt hatte, mir dieses Mal doch ein Schmerzmittel geben zu lassen, was jedoch die Ärztin, im Keim erstickend, abwinkte, mit der Begründung „zu spät“, macht mich im Nachhinein doch ein wenig stolz.

 

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Zwei kerngesunde Söhne, beide wünschenswert rasch, natürlich geboren, ganz ohne physikalisch oder chemisch unterstützende Hilfe. Da darf man als Mama schon mal kurz stolz die Brust schwellen und unterschlagen, wie grauenvoll jämmerlich man sich in den Wehen gefühlt hat und wie abhängig man von der schlichten Berührung der Hand des Liebsten in diesen Momenten gewesen war.

Bis auf leichte Fingerquetschungen und den einen oder anderen verstörten Blick, weil mir dann doch ein jammernder Laut entfuhr, hat auch der Liebste die Geburt phantastisch gemeistert.

 

Unser Sommerkind ist endlich bei uns und ich bin so unglaublich erleichtert und glücklich, dass mir schlichtweg keine Worte mehr dafür einfallen.

 

Außer vielleicht das eine: Dankbarkeit!

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Sabrina

... wurde Anfang der 80iger Jahre in der schönen Pfalz geboren, wo sie auch heute noch mit ihrem Liebsten und ihren beiden Jungs (*2009 & *2014) wohnt.
Sie hat ihr Hobby Ballett zum Beruf gemacht und lebt als Tanzpädagogin ihre Leidenschaft.
Mit Leib und Seele ist Sabrina Bloggerin und nimmt ihre Leser gerne ein Stück mit auf ihrer Reise als Mutter, engagierte Freiberuflerin und ambitionierte Frau.

4 KommentareHinterlasse einen Kommentar

  • Wow, jetzt ist er also da! Gratuliere an dieser Stelle ganz doll und ich freue mich sehr, dass alles so rund gelaufen ist und es euch gut geht.

    Nun genießt die wunderbare Kennenlernzeit, die hoffentlich auch für euren Großen ein gar wundervolles Erlebnis wird. Alles ist und wird nun noch einmal anders, aber das muss so sein. Dabei wünsche ich dir stets gute Nerven und viel Energie, um alles so zu gestalten, wie du das möchtest. Gut gemacht! 🙂

    • Lieber bullion,
      und wieder: vielen vielen Dank für Deine lieben Worte und gerade die gewünschte Energie und Nerven nehme ich sehr gerne an 😉
      Ich bin schon sehr gespannt, was dieses “neue Leben” so für mich/uns bereit halten wird.

      Herzliche Grüße
      Sabrina

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