Seit meinem fünfzehnten Lebensjahr verdiene ich Geld. Ich habe mir sogar mein Studium selbst finanziert und fühlte mich stets unabhängig, auch wenn ich in einer Beziehung war. Auch später, als ich den Liebsten heiratete, hatte ich stets genug Einkommen, um mich selbstständig über Wasser halten zu können.
Natürlich reden wir hier von ganz grundsätzlichen Dingen – großer Luxus kann man sich als Tanzpädagogin leider nicht leisten. Als Babykeks geboren wurde, arbeitete ich nach vier Monaten Pause wieder mit mehr als der Hälfte meiner üblichen Stundenzahl und hätte es wohl auch in diesem finanziellen Zustand noch geschafft, mich über Wasser zu halten.
Nun sieht die Sache anders aus: Nach Babykrümels Geburt bleibe ich nun etwas länger in Elternzeit und arbeite danach auch nicht gleich wieder so zeitintensiv und deswegen muss ich mir eingestehen, dass ich das erste Mal in meinem Leben völlig abhängig bin.
Es macht mir nichts aus, vom Gehalt meines Liebsten abhängig zu sein, denn wir teilen unser Leben miteinander, und dazu gehörten auch stets unsere Gehälter… na gut, was lüge ich mir in die Tasche – es fühlt sich eigenartig an…
Ich liebe ihn, er liebt mich – es ist für uns beide in Ordnung, so wie es derzeit ist, aber dennoch sitzt da ein kleiner hartnäckiger Knoten in meinem Inneren, der mich ein wenig quält.
Angefangen hat es, als ich für meinen Liebsten ein Geburtstagsgeschenk aussuchen wollte. Der Große war im Kindergarten, der Kleine lag schlafend neben mir und ich stöberte durch die Angebote. Als ich den Preis sah, wog ich kurz ab, und dann plötzlich traf es mich – dieser unangenehme Stich!
Ich war im Begriff, dem Liebsten ein Geburtstagsgeschenk von seinem eigenen Geld zu kaufen. Das fühlte sich nicht gut an und tut es auch jetzt noch nicht – es ist ein wenig wie eine Mogelpackung und dennoch kann ich es nicht ändern.
Dieses Bild, das ich seit meinem ersten Gehalt immer von mir hatte, war plötzlich nicht mehr da. Diese Unabhängigkeit, die mir so viel bedeutete und gleichzeitig so nebensächlich war, scheint nicht mehr existent und ließ mich mit einem üblen Gefühl des Versagens den Laptop wieder schließen.
Mein Verstand schimpft selbstverständlich mit mir. Es ist völliger Unsinn, dass ich so denke. Wir haben diese Entscheidung gemeinsam getroffen und unsere Gehälter gehörten immer uns beiden. Es gab niemals eine Trennung. Aber dieser blöde Knoten in meinem Magen ist ein sehr hartnäckiger Geselle und ich wünschte, ich würde ihn endlich loswerden und letztlich den Zustand erreichen, diese „intime“ Art der Abhängigkeit genießen zu können.
Der Knoten wird sich früher oder später selbstverständlich lösen, denn ich werde wieder mein eigenes Geld verdienen, dennoch hinterlässt er eine Spur. Als wäre da eine Lücke in meinem Lebenslauf. Zwar muss ich dem zukünftigen Chef nichts von meiner „Pause“ erzählen oder schönreden, aber sie wird für immer in mir sein und mein Triumphzug der Unabhängigkeit überschatten.
Ich bin übrigens selbst noch nicht ganz sicher, ob ich mich albern finden soll oder ein wenig Verständnis für meine wirren Gedankengänge erübrigen sollte.
Wie geht ihr eigentlich mit dieser Situation um?
Eure Sabrina
Wir haben ein gemeinsames Konto — und von wem da wieviel Geld drauf kommt ist egal. Wir beide sind absolut gleichberechtigt was den Zugriff angeht und es gibt keinerlei Diskussionen wer wann was mit dem Geld macht bzw. machen kann — außer natürlich, dass man bei größeren Ausgaben ganz normal bespricht, ob das sinnvoll ist oder nicht.
Insofern gibt es da kein Problem, da es einfach unser Geld ist und die Zeit zu Hause genauso wertvoll, wenn nicht noch wertvoller, als die Zeit auf der Arbeit.
Hallo bullion,
ganz genauso handhaben wir das ja auch. Aber derzeit zahle ich eben nichts (bis auf das Elterngeld natürlich) auf unser Konto ein und das fühlt sich seltsam an…
Vielen Dank, dass du eure Situation mit uns geteilt hast…
Ganz lieben Gruß
Sabrina