Am frühen Morgen im kalten, unbarmherzigen Licht des Schlafzimmers bist du ganz allein mit einem hungrigen Baby. Das Greinen hat sich auf eine bedenkliche Stufe aufgeschaukelt und du weißt, dass es nur die eine Möglichkeit gibt, es wieder ruhig zu stellen:

 

STILLEN!!!

 

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Du wappnest dich innerlich auf das, was nun kommt. Vorsichtig präparierst du alles Nötige und hebst den kleinen Kämpfer dann auf, um das Unausweichliche zu beginnen. Du spürst, wie der Sog beginnt, der kleine Körper sich fest an deinen heranzieht, sich die erste Hand des Grauens in deinen Pyjama krallt und vielleicht sogar ein wenig Haut erwischt und dann weißt du, was dir bevorsteht:

 

Die berüchtigte zweite Hand des Grauens.

 

Sie ist winzig, putzig und messerscharf. Unscheinbare, aber diamantdurchschneidende, dünne Fingernägel surren wild durch die Luft und suchen etwas, in das sie sich hineinschlagen können. Immer wieder fuchteln sie scheinbar unkoordiniert und beängstigend nahe vor deinem Gesicht herum, während das trügerisch beruhigende Geräusch des Saugens dich in Sicherheit wiegen soll.

 

Nur ein einziger, unachtsamer Moment und die Hand des Grauens hat sich deine Nase geschnappt. Du fühlst, wie sich schraubstockartige winzige Finger um deine Nasenflügel platzieren und dann schießen die spitzen kleinen Fingernägel hervor und geben der Nase den Rest. Wenn du Pech hast, findet ein Fingerchen den Eingang zur Nase.

 

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Du beginnst, wild den Kopf hin und her zu reißen, in der Hoffnung, dass deine Nase freikommt, doch alles, was daraus resultiert, ist ein schmerzhaftes Abdocken des Babykopfes, der dich vorwurfsvoll auf betörend unschuldigen Augen anblickt.

 

Du besinnst dich wieder, wartest, bis der Sog wieder eingesetzt hat, und versuchst, etwas sanfter die Hand des Grauens abzuschütteln. Den Schmerz der anderen Hand ignorierst du heroisch, denn einen Tod muss man schließlich sterben, und die obere Hand des Grauens richtet derzeit mehr Schaden an.

 

Das Grauen steigert sich auf die nächste Stufe und der augenscheinlich winzige Handballen presst sich über deine Lippen. Jetzt keine Panik bekommen, denn du kommst einige Sekunden auch gut ohne Sauerstoff aus. Du versuchst, deine Bewegungen ruhig und präzise durchzuführen, aber irgendwann siegt dein Instinkt und du reißt dein Gesicht panisch zurück, schnappst nach Luft und schaust abermals in das entrüstete Gesicht des winzigen Menschleins, das gerade seine Nahrung aus dir heraussaugen möchte.

 

Du atmest tief durch, gehst im Kopf deinen Plan durch und lässt abermals andocken. Dein Rücken ist gerade, damit du dich aufrichten kannst. So reicht die Hand des Grauens nicht zu deinem Gesicht, dafür opferst du die entspannte Möglichkeit, nicht das Gewicht des Saugers tragen zu müssen. Heldenhaft stehst du die nächsten Minuten durch und ignorierst die Muskelschmerzen, die kichernd einen Krampf in Aussicht stellen.

 

Babykeks_Blog_dieHanddesGrauens2.jpgAls die andere Seite an der Reihe ist, hält dich nur noch dein starker Wille aufrecht. Du drehst dein Gesicht weg, auch wenn du somit den für die weitere Entwicklung essentiellen Augenkontakt abbrechen musst und versuchst, eine entspannte Position einzunehmen.

 

Doch dann geschieht es: der Anfängerfehler schlechthin. Der Säugling hat eine Haarsträhne erwischt und du weißt, dass nun alles umsonst gewesen ist…. Jetzt hilft nur noch eines:

 

 

BEDINGUNGSLOSE KAPITULATION!

 

Vielleicht lässt es Gnade walten und ich überlebe, wenn nicht, danke, dass ihr meinen Blog gelesen habt…

Eure Sabrina

 

 

P.S.: Ich hoffe doch sehr, dass jedem bewusst ist, dass dies eine Ausgeburt meines, sagen wir mal, dunkler gefärbteren Humors ist… Stillen ist super gut für mein Baby und mich und wenn man ein paar Basics wie z. B. Haarezusammenbinden, Fingernägelschneiden, richtige Anlegeposition und vielleicht sogar ein Stillkissen beachtet, wird die Situation nicht wirklich derart eskalieren… (und falls doch, dann weißt du ja jetzt, dass du nicht alleine bist 😉 *hih*)

 

 

 

                        

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Sabrina

... wurde Anfang der 80iger Jahre in der schönen Pfalz geboren, wo sie auch heute noch mit ihrem Liebsten und ihren beiden Jungs (*2009 & *2014) wohnt.
Sie hat ihr Hobby Ballett zum Beruf gemacht und lebt als Tanzpädagogin ihre Leidenschaft.
Mit Leib und Seele ist Sabrina Bloggerin und nimmt ihre Leser gerne ein Stück mit auf ihrer Reise als Mutter, engagierte Freiberuflerin und ambitionierte Frau.

3 KommentareHinterlasse einen Kommentar

  • Kann ich,aber nicht beim Stillen. Damit sind wir durch. Aber der Mäusebär macht das gern,wenn er zum Einschlafen in meinem Arm liegt. Ich glaube,die Kleinen wollen nur sichergehen,dass man noch da ist. Aber manchmal tut es so weh,dass man echt nur fluchen kann. Und die Haare erwischt er trotz festem Zopf. Lg Nina

    • Hi Nina,
      ja ich glaube da hast du Recht. Babykrümel macht das auch nicht ausschließlich beim Stillen 😉 Da müssen wir Mamis wohl einfach durch 😉
      Herzliche Grüße
      Sabrina

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