Schwierige Kinderfragen kommen meist aus heiterem Himmel und es bedarf Selbstkontrolle und – wenn möglich – sogar ein bisschen Vorbereitung, um richtig und pädagogisch sinnvoll zu antworten. Gar nicht so einfach…
Wir alle sitzen im Auto. Das Baby ist friedlich eingeschlafen und der Liebste bietet sich an, rasch die Getränke alleine kaufen zu gehen, damit wir im klimatisierten Auto bleiben und Babykrümel noch etwas Mittagschlaf gönnen können.
Es ist ein richtig heißer Tag und mein fünfjähriger Babykeks hat gerade Kindergarten-Ferien. Er plappert über alles Mögliche, während wir warten, und ganz plötzlich wird es still auf der Rückbank und dann kommt die Frage.
>>Mama, was ist schwul?<<
Ich erschrecke, denn mir ist natürlich sofort bewusst, dass er das Wort „schwul“ als Schimpfwort kennengelernt hatte. Wut steigt in mir auf und ich sage mir, dass die Welt nun mal auch niveaulose und dumme Menschen beherbergt und ich jetzt meine Worte mit Bedacht wählen muss.
Ich frage ihn in neutraler Stimmlage, woher er dieses Wort kennt. Wenig überraschend kommt die Antwort, dass es im Kindergarten ganz oft von dem und dem Kind geschrien wird. Schnell habe ich herausgefunden, dass sich mein Anfangs-Verdacht bestätigt und es als Beschimpfung benutzt wurde.
Es ist nicht fair, zu sagen, dass das Kind, das dieses Wort missbraucht „doof“ sei, denn Kinder imitieren Erwachsene und ein vier oder fünf Jahre altes Kind hat vermutlich keine Ahnung, was schwul bedeutet, es hat nur gehört das „ein Großer“ dies als Beschimpfung verwendet und es darum auch getan. Ich bin wütend auf diese „große Person“, verberge meine Gefühle jedoch sorgsam!
Ich erkläre Babykeks, dass „schwul“ gar kein schlimmes Wort ist und dass das Kind anscheinend gar nicht weiß, was schwul bedeutet.
Schwul heißt nämlich, dass sich zwei Männer lieb haben.
Schweigen auf der Rückbank. Er versteht nicht ganz, warum zwei Männer, die sich mögen, etwas Schlechtes darstellen, und ich könnte ihn für seine Verwirrung einfach nur knutschen. Er hakt nach und ich versuche, meine Erklärung auf die geistige Reife und Psyche eines Fünfjährigen anzupassen.
Wenn eine Frau und ein Mann sich lieben, heißt das „hetero“, und wenn es eben zwei Männer sind, heißt das „schwul“. Manche Leute verstehen die Liebe einfach nicht und weil sie Angst davor haben, versuchen sie aus „schwul“ ein schlimmes Wort zu machen, damit keiner mehr so sein mag. Aber das werden sie nicht schaffen. Liebe ist nämlich das Schönste auf der ganzen Welt!
Begeistert nickt Babykeks und als Papa ins Auto einsteigt, lässt er ihn wissen, dass „schwul“ gar kein schlimmes Wort ist.
Der Liebste wirft mir einen panischen Blick zu und ich lächle ihn besänftigend an. Alles geklärt. Unser Kind wird „schwul“ nicht als Schimpfwort missbrauchen und das finde ich sehr gut!
Hattet ihr ähnliche Momente? Wie geht ihr mit “schwierigen” Kinderfragen um? Schreibt mir…
Eure Sabrina
Sehr schön erklärt, liebe Sabrina.
Das werde ich mir unbedingt merken.
Mit was für Fragen die lieben Kleinen immer so ankommen…
Lieber Ben,
vielen Dank für Deine netten Worte 🙂
Ganz herzlichen Gruß
Sabrina
Hi Sabrina,
Kinder ab dem Kindergartenalter kommen oft mit katastrophalen Wörtern nach Hause. Da fragt man sich natürlich, wie bei denen zu Hause gesprochen wird. Es gibt Momente, da ist man ein wenig schockiert, aber es gibt auch andere, die echt lustig sind.
Ich finde es auch immer sehr witzig, wenn die Nachbarskinder mit den Worten anfangen: “Mein Papa/meine Mama hat gesagt….”. 😀
Liebe Grüße
Helge