Gestern waren mein Liebster und ich im Ballett. Ich bin sehr froh, dass mein Mann die Kunst des Tanzes genauso sehr mag wie ich. Das Leipziger Ballett gastierte in unserer Stadt und ich freute mich schon seit Wochen auf „Cinderella“.
Für gewöhnlich informiere ich mich immer ganz genau, welche Kompanie tanzt, was aufgeführt wird, wer die Choreographie gemacht hat etc. Doch weil ich übel krank war, hatte ich das dieses Mal „verpasst“ und erwartete perfektes Ballett auf Spitze. Obgleich die deutsche Staatsphilharmonie Sergej Prokofjews wunderbare Musik auf beeindruckende Art gespielt hat, wurde ich vom Ensemble überrascht, das Cinderella in einer absolut modernen Version tanzte.
Als ich zuvor die vielen Kinder im Foyer sah, kam mir schon der Gedanke, dass diese Aufführung wohl etwas Besonderes für uns bereit hält und wurde nicht enttäuscht. Wo ich auch hinblickte, sah ich glänzende, vorfreudig strahlende Augen und aufgeregte kleine Finger, die an ihren Sitzerhöhungen spielten.
Die Tänzer waren sehr gut und spielten ihre Rollen mit großer Hingabe. Die Inszenierung wurde mit wunderschönen (kindgerechten) Lichteffekten, Blumenprojektionen und Pferden aus Papier zu einem richtigen „Hingucker“. Als die Tänzer fiebrig nach Cinderella‘s zweitem Schuh suchten, kamen sie sogar von der Bühne herab und arbeiteten sich durch die erste Reihe, sodass einige kleine Mädchenherzen höher schlugen.
In der Pause sah man überall begeisterte Kinder, die hüpfend und drehend durch das Foyer wirbelten und das Erlebte auf ihre ganz eigene Art verarbeiteten. Ich verbrachte die meiste Zeit der Pause damit, diese Kinder in ihrer begeisterten Unbefangenheit zu beobachten. Ich war überrascht, dass schon kleine dreijährige (!!!) Kinder die eineinhalb Stunden (plus fünfundzwanzig Minuten Pause) so konzentriert und ruhig erlebt haben.
Zwar war mein Tänzerherz ein wenig enttäuscht, dass ich heute keinen Spitzentanz geboten bekam und mir die Choreographie im Allgemeinen als eher mittelmäßiger Schwierigkeitsgrad erschien, doch die Gesamtheit dieser wirklich schönen Vorstellung zog mich in ihren Bann und schenkte mir einen unterhaltsamen Abend.
Zufällig traf ich am Ende der Vorstellung noch einen meiner früheren Tanzpädagogik-Dozenten und wie das so ist, verquatschten wir uns derart, dass wir das Gebäude erst verließen, als auch die Tänzer gerade gingen. Es erfüllt mich immer ein wenig mit Wehmut, wenn ich daran denke, wie es für mich früher war, nach der Vorstellung die Garderobe wieder zu verlassen und von der Tänzerin und all dem Licht, der Musik und der Bewegung zurück in das „normale“ Leben zu fallen. Manchmal vermisse ich genau dieses Gefühl…
… aber es wurde ersetzt mit dem Gefühl, das eine Umarmung meines Kindes in mir auslöst. So ganz anders und trotzdem so erfüllend.
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